PFI Kommentar / Dr. Gerhard Nickolaus zu Öko Test Magazin Heft Nr. 3/2011

„WAS FÜR EINE SCHLAPPE!“

Der Ökotest Artikel zu Kleinkinderschuhen hat wieder mal Hersteller und Handel aufgeschreckt. Auch Hersteller und Handelshäuser die nachweislich gewaltige Anstrengungen unternehmen um ihre Produkte soweit technisch möglich frei von gefährlichen Konzentrationen an Schadstoffen zu halten, finden sich am Pranger wieder.

Kleinkinderschuhe stellen eine besondere Herausforderung für Industrie und Handel dar. Das Kleinkind reagiert aufgrund des gegenüber einem Erwachsenen wesentlich geringeren Körpervolumens sowie aufgrund der dünneren Haut und der geringen Hornhautausbildung deutlich empfindlicher. Auch findet im Kleinkindalter ein rasantes Zellwachstum statt und die wesentlichen Organe werden „fertiggestellt“. Das ist eine äußerst sensible Phase in der die Einwirkung auch kleiner Mengen gefährlicher Stoffe bereits negative Direkt- und Spätfolgen haben kann.

Es ist also richtig und wissenschaftlich begründbar hier sehr strenge Maßstäbe anzulegen, die deutlich über das hinausgehen, was bei Artikeln für Erwachsene zu erwarten ist.

Richtig ist aber nicht, dass, wie im vorliegenden Test geschehen, willkürlich Grenzwerte definiert und Abwertungen vorgenommen werden deren Hintergrund obendrein auch noch weitgehend im Dunkeln bleibt. Das verlässt den seriösen Bereich der Pressearbeit. Hier kann man von Pressewillkür sprechen. Der Kleinkinderbereich ist stark emotional besetzt und daher praktisch nicht rational diskutierbar, darauf scheint der Artikel abzuzielen.

Dennoch oder gerade deswegen ist es ein Aufruf an alle Hersteller und Händler diesem Produktsektor höchste Aufmerksamkeit und Sorgfalt zu widmen. Es wird Aufgabe der nächsten Wochen sein, hier seriöse Guidelines zu erarbeiten und diese dann auch ohne Wenn und Aber umzusetzen und auch ohne Wenn und Aber zu diesen zu stehen. Die neue CADS Kooperation könnte hier eine geeignete Plattform sein.

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