Verbesserte Anforderungen und Optimierung der Materialparameter für den Einsatz im Bereich der Orthopädieschuhtechnik

Das IGF-Projekt N 16994 des Prüf- und Forschungsinstitutes Pirmasens e.V. wurde über die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF) im Rahmen des Programms zur Förderung der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert. Wir möchten diese Gelegenheit nutzen, uns für die Förderung zu bedanken. Der Dank geht auch an die Firmen, die uns bei der Bearbeitung des Projektes unterstützt haben.

Orthopädieschuhtechniker müssen durch die sich ändernde Altersstruktur, zunehmender individueller Patientenversorgung und steigenden Kosten Hilfsmittel effizienter gestalten und benötigen zusätzliche Information zu Materialparametern sowie Hygiene-Eigenschaften. Für die Materialauswahl steht den Orthopädieschuhtechnikern bisher überwiegend nur die Shore-Härte A zur Verfügung. Dieser Parameter gibt aber keine Hinweise auf das Verhalten der Materialien während der langen Belastungszeit, die die orthopädischen Fußbettungen getragen werden sollen. Aus diesem Grund wurden im Rahmen des Forschungsprojektes geeignete physikalische Prüfungen untersucht, um zu ermitteln, ob sie geeignet sind, die fehlenden Informationen zu liefern.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Prüfung der Schockabsorption, als auch die Prüfung der dynamischen Dauerbelastung wesentliche Informationen über das Verhalten der Materialien liefern, die bisher nicht zur Verfügung gestellt werden konnten. Die im Rahmen des Projektes getestete Prüfung zur Ermittlung des Rückstellverhaltens der Materialien brachte keine neuen Erkenntnisse. Viel deutlicher waren die Veränderungen, die durch die dynamische Dauerbelastung selbst hervorgerufen wurde. Durch die speziellen Druckversuche kann zusätzlich das Verhalten der Materialien in Abhängigkeit vom Körpergewicht bestimmt werden und liefert weitere wichtige Hinweise für den Aufbau der Materialien. Diese Versuche zeigten auch, dass durch gezielte Materialauswahl die Dicke der Bettungen, unter Beibehaltung der Dämpfungseigenschaften, reduziert werden kann. Dies ist vor allem für die Akzeptanz der Bettungen durch die Patienten wichtig. Dadurch kann das Volumen der orthopädischen Maßschuhe reduziert werden, was zur Verbesserung der Optik und damit des modischen Aussehens beiträgt.

Bedingt durch lange Tragezeiten sowie hohem Risiko der Kontamination mit infektiösen Wundsekreten, Bakterien und Mikro-Pilzen, die zu Materialbeeinträchtigungen und zur permanenten Re-Infektion des Trägers und resultierender gesundheitlicher Folgen führen, sind die bisher selten berücksichtigten, hygienischen Aspekte von großer Bedeutung. Die Untersuchung und Bewertung mittels ausgewählter, geeigneter Prüfmethoden führte zur Erarbeitung einer Prüfrichtlinie und Gestaltungsrichtlinien, die Hygiene-Aspekte beachtet. Rasche, selbst bei Nährstoffmangel über Wochen konstant hohe Überlebensraten von Keimen und die Problematik der Anwendbarkeit von Keimreduktionsverfahren, die oft zu extremer Materialbeeinträchtigung führten, fordern künftig nach geeigneten Lösungen. Prüfkeime sollten gram-positive und gram-negative Bakterien sowie die Mikropilze Candida albicans (Hefe) und bei Bedarf Dermatophyten (Haut- und Nagelpilze) berücksichtigen. Der Prüfumfang sollte Benetzbarkeit, ggf. Wasseraufnahme und -abgabe, Agardiffusionstests (DIN EN ISO 20645 mod.) zwecks Erfassung auslaugender Substanzen, Prüfung der antimikrobiellen Wirksamkeit ausgelobter Materialien (ASTM E 2149 mod. bzw. DIN EN ISO 16187), Anwendbarkeit von Hygienisierungsverfahren, insbesondere UV-Bestrahlung bei 254 nm zur oberflächlichen Keimreduktion und Prüfung auf mehrfache Waschbarkeit (40°C / 60°C) umfassen. Untersuchungen zur Keimbesiedlung sind im Einzelfall zusätzlich sinnvoll. Bei Materialauswahl, Gestaltung und Konstruktion orthopädischer Hilfsmittel sind Hygiene-Eigenschaften unbedingt zu beachten, insbesondere Anwendbarkeit von Hygienisierungsmaßnahmen, zwecks verbesserter Produktqualität und Minimierung des Infektionsrisikos.

Mehr Informationen zu diesem Forschungsvorhaben finden Sie hier.

 

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